Geht´s noch?
In einer am 18. April 2005 im WDR gesendeten Reportage wurde wie nebenbei von einem männertypischen Fehlverhalten in Japan berichtet. Nun mag man denken, dass gerade die Japaner ein etwas anderes Verhältnis zur Sexualität und deren Auslebung haben und anders muss nicht zwangsläufig schlecht sein, aber sobald die Auslebung von obskuren Hormontrieben zur Belästigung wird, ist „anders“ ein Problem.
Wer sich jemals in Tokio aufgehalten hat weiß, wie es dort tagtäglich in der U-Bahn aussieht. Menschenmengen drängen sich auf engsten Raum, um zur Arbeit oder zur Schule zu gelangen. Diese Enge ist per se keine angenehme Sache, aber wenn Männer diese Unübersichtlichkeit und das Gedränge ausnutzen, um Frauen, vorzugsweise wohl jungen Schulmädchen, an primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen zu begrabbeln, ist dies jenseits von akzeptabel oder lustig.
Die Mädchen müssen sich morgens in der Bahn von alten Männern hemmungslos unter den Rock greifen lassen und sind in ihrem Alter verständlicherweise zu schüchtern und angsterfüllt, um sich gegen diese Übergriffe zu wehren. Neben der Frage, wie weit manche Männer meinen gehen zu können, frage ich mich auch, wie so etwas ungestraft passieren kann. Wenn dies ein so bekanntes Problem ist, dass sogar das deutsche Fernsehen darüber berichtet, wo ist dann die Lösung, die offenbar nötig ist?
Laut dem WDR gibt es sie: eines der Bahnunternehmen in Tokio hat Zugwagons nur für Frauen eingerichtet, in denen sie unbehelligt zu ihren Fahrzielen gelangen. Andere Unternehmen wollen es ihnen gleichtun. Von den Journalisten, die den Beitrag verfasst haben, wurde diese „Lösung“ bejubelt, meiner Meinung nach ist dies jedoch der schlechtmöglichste Weg, den man hat wählen können. Frauen und Männer getrennt fahren zu lassen hat nicht nur einen für mich rückschrittlichen Beigeschmack, sondern ist einfach keine Lösung, sondern nur eine Umgehung des Problems.
Die Männer sind immer noch die gleichen sexistischen Grabscher, die vollkommen ungestraft davon kommen und die Frauen und Mädchen müssen weiterhin in der Angst leben, jederzeit in der U-Bahn oder an den Haltestellen belästigt zu werden. Und als ob dies nicht genug Grund ist, so richtig wütend über unsere immer noch anachronistische Gesellschaft (auch wenn dies alles in Japan geschieht: die Berichterstattung sagt einiges über die hiesige Einstellung) zuwerden, endet dieser Bericht plötzlich mit dem Hinweis auf Bordells in Tokio, in denen U-Bahn Wagons nachgebaut werden und junge Mädchen in einschlägigen Schuluniformen sich dort gegen Bares unter die Röcke und sonst wohin greifen lassen müssen.
Danke, WDR.
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