sommerloch III
mittlerweile ist die zweite wochenhälfte erreicht und ich schiele zuversichtlich richtung wochenende. ansonsten das übliche: es ist schwül, es ist diesig, die arbeit türmt sich und ich habe das bittere gefühl, bald auszurasten, wenn ich noch ein einziges gespräch über fußrasten an mopeds ertragen muß.
im mikrokosmos ist also alles wie gehabt: wenig schlaf, viele spaziergänge bei nacht, wenn die welt endlich kälter wird, lesen, große reisen planen, den erfinder von iTunes verfluchen, weil ich dort nun wirklich jeden song finde&kaufe, den ich schon ewig suche, wochenendpläne schmieden, in denen freunde mit dachterassen vorkommen und im kopf ewig das „nur-noch-zwei-wochen-dann-ist-die-schnalle-wieder-da“-mantra wiederholen.
im makrokosmos hingegen tut sich einiges. so musste ich heute morgen feststellen, dass dies nicht nur die woche ist, in der der FOCUS die reißerischste und schmierigste ausgabe ever gedruckt hat, sondern auch, das sich die BILD damit öffentlich auf einer großen anzahl von plakaten damit brüstet (ha ha...tschuldigung), so unschätzbar wichtige neologismen wie „busenkrieg“, „boxenluder“ oder „florida-rolf“ geschaffen zu haben. wo kommen wir her? wo gehen wir hin?
an der politischen front drängt sich lafontaine mit seinem ewig dummen naiven geseier jeden tag mehr in die kameras und die zeitungen. sympathisch ist da gar nix und über die machbarkeit der politischen visionen dieser partei wollen wir mal gar nicht reden. ich frage mich außerdem bei jedem interview mit lafontaine, ob es nur mir so geht, dass ich immer an diese entenhausschuhe seines kindes denken muß, oder ob andere ähnliche erfahrungen machen......
gerne wird auch über die vorbildlichkeit des „terror-handlings“ (sic!) in london berichtet. in den medien ist dieses thema natürlich sehr präsent, aber nicht so im alltag.
ich selber bin kein freund von zur schau gestellter trauer, von mitleidsheischenden elton john/u2/gutmensch-liedern oder der gleichen, aber ich bin erschrocken darüber, wie „normal“ terroranschläge geworden zu sein scheinen. es scheint in der breiten masse kaum mehr von langer relevanz zu sein, was mit einer nicht zu leugnenden kontinuität nicht nur „anderswo“, sondern direkt bei uns in europa passiert. hach ja, ein paar tote, selbstmordattentäter, och, aber die u-bahn fährt wieder. es ist gerade mal eine woche her und in den köpfen scheint alles abgehakt zu sein.
es ist mir unbegreiflich, wie widerlich normal oder egal das alles für die menschen ist. gestern hörte ich ein gespräch in der bahn, in dem sich zwei frauen darüber unterhielten, wie sehr es ihnen „auf den piss geht“ (zitat), dass immer wieder Ihre lieblingsfilme verschoben werden, nur weil mal wieder eine sondernachrichtensendung ausgestrahlt würde. tja, schon schlimm, dass „gigolo-bei anruf liebe“ o.ä. 10 minuten später anfängt, nur weil so ein islamischer jihad-anhänger sich und mittlerweile 5 unschuldige menschen in netanya in den tod gerissen hat....
was mich am meisten frustriert ist, dass diese haltung nicht nur bei den BILD-lesern in der bahn an der tagesordnung ist, sondern auch bei vermeintlich gebildeten menschen am eigenen arbeitsplatz. es ist schlicht und ergreifend egal geworden und ich frage mich, ob ich die ausnahme bin oder die anderen.
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