Montag, Juni 19, 2006

was ich heute lernte

montage sind ja gerne unbeliebte tage. arbeit/uni/schule fängt wieder an, wochenende war eh wieder viel zu kurz, urlaub ist vorbei – es gibt so viele variationen des unbehangens. mein montag fing relativ gut an und ich brach zu früher stunde auf, um einen lang vermiedenen finanzamtsbesuch über die bühne zu bringen. gut gelaunt und den goldfrapp-fick-mich-song „ooh la la“ hörend verließ ich das haus und wurde empfangen von einer schwülstigen glocke schwülness. blitzschnell kamen mir meine haupthaare, von denen ich nicht wenige habe, wie eine überdimensionale filzmütze mit thermofütterung vor.
das jedoch war nichts zu dem, was mich im hiesigen finanzamt erwartete. ein pförtner schickte mich dort nach ausgiebiger schilderung meines anliegens ins bügerbüro. nummer ziehen, warten. 20 minuten, 30 minuten, 45 minuten lang durfte ich mir die misslungenen floral-acrylbilder von einer frau albers angucken, die dort tatsächlich zum kauf feilgeboten werden. dann endlich: action. der kettenrauchende mann, der der finanzbeamte meines vertrauens sein wollte, hörte sich mein anliegen an, hustete und sagte „da kann ich ihnen nicht helfen, das macht jetzt alles die knappschaft bahn see.“. ach, das ist ja interessant, dachte ich mir und fragte in einem etwas ungehaltenen ton, warum mir das sein kollege an der pforte vor 45 minuten nicht hat sagen können und mir somit einiges an zeit gespart hätte.
die wenig zufriedenstellende antwort: „ja, weiß ich auch nicht. der müsste das wissen.“ nach weiteren entgleisenden meinungsäußerungen meinerseits, wurde ich gebeten zu gehen. man könne mir nicht helfen. klar...

hier nun ein tip von mir für euch. voll gratis. ruft NIE bei der „service“-hotline der knappschaft bahn see an. tut es einfach nicht. es wird euch nicht weiterbringen. es wird euch nicht helfen. ihr regt euch nur auf und am ende seid ihr wieder das arschloch, das ungehalten „spülen sie sich doch weg“ gesagt hat, nachdem man mit dem rat „fragen sie doch einfach bei ihrem finanzamt mal nach“ aufgewartet hat. geht stattdessen ins internet und sucht euch da die infos zusammen.
ruft dann bei eurer stadt an. erbettelt eine zweite steuerkarte. entschließt euch, sie persönlich abzuholen. geht in das am miesesten belüftete sauna-bürgercenter der stadt. wartet. wartet noch ein wenig mehr. unterhaltet euch angeregt mit einem schmucken jungen herrn aus russland. freut euch, daß nicht alle menschen bekloppt sind. wundert euch nicht, wenn die bisher nicht anwesende frau des schmucken jungen herrn aus russland plötzlich anwesend ist und das gespräch nun nicht mehr stattfindet. stattdessen gibt es aber böse blicke gratis. werdet aufgerufen. geht zu einer missmutigen mitvierzigerin und sagt, daß ihr eine zweite steuerkarte braucht. wundert euch nicht über die gereizte frage „was haben sie denn bitte mit der anderen gemacht?“. guckt verständnislos. fragt euch, ob doch alle bescheuert sind, wenn die frau schließlich sagt „ach, sie brauchen eine zusätzliche steuerkarte. sagen sie das doch sofort.“ sagt nichts. nehmt die ausgehändigte karte und verlasst das gebäude so schnell ihr könnt. ohne zurück zu blicken. freut euch schon jetzt auf die nächste paßbeantragung.

geht nach hause. kauft euch auf dem weg das buch von sarah kuttner. legt euch in euer bett (oder sonst wohin) und lest das buch durch. das geht prima an so einem regentag. erfreut euch an frau kuttners worten und beobachtungen. beschickert euch mit dem billigen 99 cent-cidre und freut euch auf den kommenden tag.

3 Kommentare:

Looza hat gesagt…

das buch hättest du dir vorher kaufen sollen. ich nehm mir ja gern was zu lesen/arbeiten mit wenn ich aufs amt muss. was zum glück nicht sooo extrem vorkommt.

Kirsten hat gesagt…

ach neee, dann hätte ich in einem wutanfall bestimmt ins buch gebissen und dazu ist es zu schade. war eh viel zu warm um irgendwas anderes außer schwitzen zu machen.

Anonym hat gesagt…

Na wenigstens schickte der Pförtner dich eine Nummer ziehen und nicht eine Nummer schieben. Wenn die Temperatur nach oben klettert und irgendwann den IQ manch eines Angestellten übersteigt, kann so etwas bestimmt mal passieren.
So hast du immerhin drei Richtige in Hormonlotto gezogen.